Wer auch im Alter oder mit einer Mobilitätseinschränkung selbstbestimmt in seinem eigenen Zuhause leben möchte, kommt an einer barrierefreien Gestaltung seiner Wohnräume nicht vorbei. Doch wie genau gestaltet sich barrierefreies Wohnen und worauf sollte man unbedingt achten? Unser Ratgeber klärt die wichtigsten Definitionen und gibt hilfreiche Tipps zur Planung und Finanzierung der Umbaumaßnahmen.

Was bedeutet eigentlich barrierefreies Wohnen?

Barrierefreies Wohnen bedeutet, dass Räume, Terrassen oder Balkone sowie Alltagsgegenstände bequem erreichbar, begehbar, nutzbar und zugänglich sind. Besonders für Menschen mit Behinderung sowie für ältere Menschen ist dies wichtig, damit sie in ihren eigenen Wohnungen und so auf lange Sicht selbstständig bleiben können.

Wie sieht ein barrierefreies Zuhause aus?

Eine als „barrierefrei“ beschriebene Wohnung muss bestimmte Ausstattungsmerkmale aufweisen, die in DIN 18040 festgelegt sind. Die DIN 18040 ist in Deutschland die Grundnorm für das barrierefreie Bauen und Planen. Durch sie soll gewährleistet werden, dass Menschen mit Behinderung oder Mobilitätseinschränkung bauliche Anlagen ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe begehen und nutzen können.

Ein Mann im Rollstuhl an einem Schreibtisch arbeitet mit seinem Laptop und trinkt aus einer blauen Tasse.
Für barrierefreies Wohnen sollten Möbel mit dem Rollstuhl unterfahrbar sein. © stock.adobe.com – sofiko.com

Um die Selbständigkeit der Betroffenen zu wahren sowie hohen Komfort zu bieten, dürfen barrierefreie Räume nicht zu klein, verwinkelt oder zu eng sein. Nur so ist beispielsweise für Rollstuhlfahrer genügend Bewegungsfläche gewährleistet. Sollte sich die Wohnung nicht im Erdgeschoss befinden, benötigt das Haus einen Lift, der Platz für einen Rollstuhl oder eine Gehhilfe bietet. Kleinere Stufen vor der Haustür lassen sich mit Rampen überbrücken, die – ebenso wie Gehwege und Bewegungsflächen – mindestens 120 cm breit sein müssen.

Für barrierefreies Wohnen müssen außerdem die Bodenbeläge fest verlegt und rutschhemmend sein. Sie dürfen auch nicht blenden oder spiegeln. Türen müssen schwellenlos, mindestens 80 cm breit sein und ausreichend Bewegungsfläche davor und dahinter bieten. Fenster sollten leicht bedienbar sein. Außerdem müssen überall gute Sichtverhältnisse herrschen, das heißt, ausreichende Beleuchtung sowie Lichtschalter in der richtigen Höhe (85 cm) müssen vorhanden sein. Dies gilt auch für andere Bedienelemente wie Sprechanlagen, Türöffner, Türklingeln, Briefkasten oder Fahrstuhlknöpfe. Haltegriffe sind sowohl im Treppenhaus als auch in der Wohnung von Vorteil.

Barrierefreies Wohnen heißt aber auch, sich entsprechend einzurichten – hier gelten für jeden Raum unterschiedliche Parameter. Allgemein jedoch sollten die Zimmer nicht zu vollgestellt und Alltagsgegenstände gut erreichbar sein.

Gibt es einen Unterschied zwischen barrierefrei und rollstuhlgerecht?

Eine Frau im Rollstuhl öffnet einen Backofen, der auf gleicher Höhe wie die Arbeitsfläche der Küche installiert ist.
Niedrige, gut zugängliche Geräte machen eine Küche rollstuhlgerecht. © stock.adobe.com – zynkevich

Eine barrierefreie Wohnung ist nicht automatisch rollstuhlgerecht. Darauf sollte geachtet werden, wenn eine neue Wohnung gebaut, gekauft oder gemietet wird. Tatsächlich muss eine rollstuhlgerechte Wohnung die Kriterien für barrierefreies Wohnen aufweisen, aber zusätzlich noch weitere Anforderungen erfüllen. Dazu zählen unter anderem:

  • Bewegungsfläche von 150 x 150 cm
  • Türbreite von 90 cm
  • Türspion in 120 cm Höhe
  • unterfahrbare Küchenarbeitsplatten, Herd und Spüle
  • mindestens 150 cm Platz neben dem Bett
  • unterfahrbarer Waschtisch
  • Rückenstütze am WC
  • Klappsitz zum Duschen
  • leicht erreichbare Einhebel-Duscharmatur

Was macht ein barrierefreies Bad aus?

Wer sein Badezimmer für barrierefreies Wohnen neu gestaltet, ist gut beraten, von vornherein auf barrierefreie Optionen zu achten. So bieten beispielsweise ebenerdige Duschkabinen nicht nur jetzt großen Komfort beim Einstieg, sie können auch später von Vorteil sein. Auch sollte das Badezimmer ausreichend Platz bieten, um mit einer Gehhilfe oder einem Rollstuhl problemlos rangieren zu können. Entsprechende Haltegriffe oder Sitze können wenn nötig schnell nachgerüstet werden.

Modernes Badezimmer in weiß und schwarz mit Dusche, Badewanne, WC, Bidet und zwei Waschbecken mit einem großen Spiegel
Ebenerdige Duschkabine, unterfahrbarer Waschtisch, ausreichend Platz – wichtige Voraussetzungen für ein barrierefreies Bad. © stock.adobe.com – marokpixcells

Sowohl bei der Planung und Umsetzung eines barrierefreien Badezimmers, als auch bei der nachträglichen Umrüstung greift man am besten auf die Expertise des Fachhandwerks zurück und lässt sich professionell beraten und unterstützen. Inspiration und fachmännische Beratung gibt es zum Beispiel auf der Heim+Handwerk. Mehr Tipps und Informationen zum Komfortbad gibt es hier nachzulesen.

Wie kann man Küche, Schlaf- und Wohnzimmer barrierefrei gestalten?

Auch die Küche, das Schlaf- und Wohnzimmer lassen sich so gestalten, dass ein komfortables und barrierefreies Wohnen möglich wird.

Die Küchenmöbel sollten für barrierefreies Wohnen so angeordnet werden, dass genügend Bewegungsflächen, auch für einen Rollator oder Rollstuhl, vorhanden sind. Die Küche muss funktional gestaltet sein, das heißt, alle Küchengeräte sollten leicht zu erreichen und zu
bedienen
sein. Die Arbeitsplatte und der Herd sind bestenfalls unterfahrbar, damit man sie auch im Sitzen nutzen kann. Tief angebrachte Küchenoberschränke und clever platzierte Haushaltsgeräte sorgen für zusätzlichen Komfort. Bei weiteren Ideen kann der Schreiner vor Ort behilflich sein.

Ein Raum mit einem Doppelbett und einem Rollstuhl daneben.
Das Bett sollte niedrig und frei zugänglich sein. © stock.adobe.com – metamorworks

Bei barrierefreien Schlafzimmern geht man von einer Mindestraumgröße von 15 qm, für zwei Personen 20 qm aus. Bestenfalls befindet sich der Raum in der Nähe des Badezimmers, um die Wege möglichst kurz zu halten. Alle Einrichtungsgegenstände sollten frei und einfach zugänglich sein. Insbesondere die Umgebung des Bettes gilt es freizuhalten, um die Unfall- und Sturzgefahr zu verringern. Das Bett selbst sollte möglichst höhenverstellbar sein, automatisch verstellbare Lattenroste schaffen weiteren Komfort. Der Kleiderschrank ist bestenfalls begeh- oder befahrbar, alle Fächer sollten genutzt werden können. Lichtquellen und Lichtschalter müssen gut erreichbar sein. Ein Telefon- oder Fernsehanschluss macht ebenfalls Sinn.

Für ein barrierefreies Wohnzimmer gilt in erster Linie: Weniger ist mehr. Zu viele Möbel schränken den Bewegungsspielraum nur unnötig ein. Stattdessen sollten alle Möbel frei zugänglich und möglichst stabil und standfest sein, sodass man sich bei Bedarf darauf abstützen kann. Sitzmöbel mit Aufstehhilfe sorgen für zusätzliche Unterstützung. Im Idealfall sind die Beleuchtung sowie die Rollläden per Fernbedienung steuerbar. Genauso wie im Schlafzimmer ist auch hier der Verzicht auf Teppiche oder Läufer ratsam, um die Unfallgefahr zu reduzieren. Eine gute Beleuchtung erhöht ebenfalls die Sicherheit.

Was kostet ein barrierefreier Umbau?

Welche Kosten entstehen, wenn ein Zuhause nachträglich für barrierefreies Wohnen umgebaut werden soll, lässt sich nur schwer pauschal festlegen, denn es hängt von vielen Faktoren ab. Insbesondere der Umfang der geplanten Maßnahmen spielt eine große Rolle: Sollen lediglich einzelne Barrieren beseitigt werden, um mehr Komfort im Alltag zu haben, liegen die Kosten vielleicht bei einigen hundert bis tausend Euro. Soll jedoch das ganze Haus barrierefrei gestaltet werden, können durchaus Umbaukosten von mehreren tausend Euro zustandekommen. Hierbei muss nicht nur Wohnraum selbst, sondern auch ein barrierefreier Zugang berücksichtigt werden.

Modernes Badezimmer mit einer Dusche und einem Waschbecken, stilvoll und funktional gestaltet
So gut kann barrierefreies Wohnen aussehen: viel Platz und eine ebenerdige Dusche. © stock.adobe.com – sebastien

Es ist deshalb ratsam, sich bei der Planung der gewünschten Maßnahmen von Wohnberatungsstellen und Fachhandwerkern beraten zu lassen. Hier erhält man auch Hinweise zu möglichen regionalen und überregionalen Förderungen und kann in Erfahrung bringen, ob bestimmte Umbaumaßnahmen bei der Pflegekasse beantragt werden können.

Gibt es Zuschüsse für barrierefreies Wohnen?

Da es in Deutschland zu wenige barrierefreie Wohneinheiten für den steigenden Bedarf gibt, werden Sanierungen für alters- und rollstuhlgerechtes Wohnen von öffentlicher Seite gefördert. Wer sein Zuhause also für die Zukunft fit machen möchte, erhält zinsgünstige Kredite und Investitionszuschüsse für den barrierefreien Bau und Umbau über die bundeseigene Förderbank KfW, über spezifische Förderprogramme der Länder oder über ein Wohn-Riester-Programm.

Im akuten Bedarfsfall werden Umbaumaßnahmen oder barrieresenkende Hilfsmittel auch häufig von Kranken- und Pflegekassen oder vom Sozialamt übernommen. Auch hier sollte man sich im Vorfeld über die bestehenden Möglichkeiten informieren.

Wichtig: Ganz gleich, um welches Förderprogramm es sich handelt, sind die Mittel in aller Regel vor dem Baubeginn zu beantragen!

Mieter, die gerne barrierefrei umbauen möchten, können die genannten Zuschüsse ebenfalls beantragen, benötigen vor Baubeginn aber das Einverständnis ihrer Vermieter. Dabei gilt es zu beachten: Der Vermieter kann nach Auszug den Rückbau der barrierefreien Umbaumaßnahmen verlangen. So hätte der Mieter sowohl die Kosten für den Umbau als auch für einen Rückbau zu tragen – dies sollte unbedingt in die Planungen mit einbezogen werden.

Habt Ihr schon einmal darüber nachgedacht, Euer Zuhause barrierefrei umzugestalten?