Superfoods sind seit einigen Jahren zu einem Megatrend in der deutschen Küche geworden. Avocado, Quinoa, Chia oder Goji-Beeren gelten als Vitamin-Booster für das Immunsystem. Wer aber auf eine nachhaltige und umweltschonende Ernährung achten möchte, sollte lieber die Finger davonlassen. Denn – was viele nicht wissen – die langen Transportwege, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der hohe Wasserverbrauch und die Arbeitsbedingungen in manchen Anbaugebieten verderben den magischen Ruf von exotischen Superfoods. Besser sind heimische Superfoods aus der Region.

Als Superfoods werden Lebensmittel bezeichnet, die sich durch einen überdurchschnittlich hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und Antioxidantien auszeichnen. Superfoods sind also super für Gesundheit und Wohlbefinden und werden deshalb gerne in der Küche verwendet. Kaum ein neuer Food-Trend kommt ohne die Vitaminbomben aus. Allerdings kommen die meisten dieser Nahrungsmittel aus fernen Ländern, etwa aus Südamerika oder Asien – was die Frage aufwirft, wie nachhaltig solche exotischen Superfoods eigentlich sind.

Aber warum auf weit angereiste Lebensmittel zurückgreifen, wenn hierzulande Gemüse, Obst und Getreide wachsen, die genauso viel Potenzial haben? Lokale Landwirte und Händler bieten zahlreiche heimische Superfoods an, die reich an wertvollen Inhaltstoffen sind und einen große Menge von Vitaminen, Mineralien und Enzymen enthalten. So lassen sich importierte Superfoods durch heimische Superfoods ersetzen:

Heimische Superfoods
Selbstgemachte Granola-Riegel lassen sich auch gut mit Johannisbeeren aufpeppen.

Brombeeren und Johannisbeeren statt Goji

Getrocknet sind Goji-Beeren eine beliebte Zutat für Müslis und Smoothies. Sie sind reich an Mineralstoffen und Vitamin C und machen das Frühstück besonders gesund. Doch wer hat schon Lust auf die hohen Pestizidrückständen, die in Goji-Beeren aus China oft nachgewiesen werden? Viel besser ist es, bei regional angebauten Brombeeren und Johannisbeeren zuzugreifen. Diese heimischen Superfoods gibt es im Sommer frisch vom Strauch, in der Wintersaison schmecken sie tiefgekühlt oder als Saft mindestens genauso gut.

Walnüsse sind reich an ungesättigten Fettsäuren, haben kurze Transportwege und können lange gelagert werden.

Walnüsse statt Avocado

Es gibt kaum ein Nahrungsmittel, das so gehyped wird wie die Avocado – egal, ob als Brotaufstrich, im Salat oder klassisch als Guacamole. Gute Fette machen die Frucht zum Superfood. Als nachhaltiges Pendant sind bayerische Walnüsse, zum Beispiel aus Oberfranken, bestens geeignet. Sie sind viel umweltfreundlicher als die weitgereiste Avocado aus dem Supermarktregal. Zudem enthalten Walnüsse noch mehr ungesättigte Fettsäuren. Wegen ihres ausgeglichenen Verhältnisses von gesättigten und ungesättigten Fettsäuren zählen sie sogar zu den gesündesten Nüssen. Durch das enthaltene Zink und Vitamin B6 können Walnüsse sogar die Gehirnleistung sowie das Immunsystem positiv beeinflussen. Außerdem haben regionale Walnüsse keinen langen Transportweg hinter sich und sind lange lagerfähig – also echte heimische Superfoods.

Frühstücksmuffins mit Hafer sind wahre Kraftpakete: Hafer enthält viel Protein und ist besonders gut verträglich.

Hirse und Hafer statt Quinoa

Quinoa ist hierzulande als glutenfreies Getreide oder als Eiweißlieferant beliebt. Außerdem enthält es viel Eisen. Doch der Weg ist ganz schön aufwendig, bis das Superfood aus Südamerika auf unserem Teller landet. Und weil das Getreide weltweit sehr gefragt ist, steigt auch der Preis für die Bevölkerung dort, die Quinoa als Grundnahrungsmittel benötigen. In Deutschland sollte man aus diesem Grund lieber auf heimische Superfoods wie Hirse oder Hafer setzen. Hirse ist von Natur aus glutenfrei und enthält mindestens so viel wertvolles Protein und Eisen wie Quinoa. Der gute alte Hafer zeichnet sich durch viel Protein aus und ist besonders gut verträglich. Eine weitere heimische Alternative zu Quinoa ist Buchweizen, der unter anderem einen mindestens genauso hohen Eisengehalt wie das südamerikanische Getreide aufweist.

Leinsamen enthalten viele gesunde Fettsäuren und Ballaststoffe und eignen sich darum als perfekte Zutat zu Müsli, Smoothies, Joghurt und Brot.

Leinsamen statt Chia

Hierzulande hat Chia einen starken Gegner: Leinsamen enthalten noch mehr gesunde Fettsäuren und Ballaststoffe als die Samen aus Mexiko. Als perfekte Zutat für Müsli, Joghurt, Smoothies und Brot oder als Öl entfalten die Leinsamen ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften. Beim Kauf sollte man aber unbedingt auf die Herkunft achten, denn häufig steht in den Regalen Importware aus fernen Ländern wie China, statt heimische Superfoods. Deutsche Bio- oder Demeter-Siegel garantieren die deutsche Herkunft des Produkts.

Kürbiskerne schmecken nicht nur in der Suppe. Sie eignen sich auch für selbstgemachte Pestos.

Sonnenblumen- und Kürbiskerne statt Pinienkerne

Gute Pinienkerne werden von Hand geerntet und sind deshalb ziemlich teuer. Die billigeren Sorten kommen meist aus China oder Pakistan und sind oft qualitativ minderwertig. Für eine günstigere und „kerngesunde“ Variante sorgen Sonnenblumen- und Kürbiskerne – heimische Superfoods, die sich in selbstgemachten Pestos oder gestreut auf einem Salat ebenso gut machen. Noch besser: Die heimischen Kerne sind etwas fettarmer, bieten dafür aber mehr Ballaststoffe.

Aus Hanfsamen gewonnenes Öl gehört zu den gesündesten Speiseölen der Welt.

Hanföl statt Kokosöl

Kokosöl wird als gesundes Wundermittel und nachhaltige Alternative zu Palmöl gefeiert. Doch auch Kokosöl hat lange Transportwege hinter sich und kann in den Anbauländern zu umweltschädlichen Monokulturen führen. Doch es gibt tolle Produktalternativen aus Deutschland, die Speisen verfeinern und weitaus nachhaltiger sind – und deshalb echte heimische Superfoods sind. Hanf zum Beispiel liefert als heimische Pflanze eine Fülle an nachweislich gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Das aus Hanfsamen gewonnene Öl gehört zu den gesündesten Speiseölen der Welt, bringt Power für den Kopf, wirkt entzündungshemmend und blutdrucksenkend. Der sanfte, nussige Geschmack passt bestens zu kalten Salaten, Dips und Brotaufstrichen.

Lecker und gesund: Buchweizen-Rote-Beete-Pfannkuchen. Ein Rezept der FOOD & LIFE. Foto: Caroline Martin

Rezept: So kannst du dir die heimische Energiebündel schmecken lassen

Heimische Superfoods gibt es also mehr als gedacht. Somit ist auch die Vielfalt der Speisen, die damit zubereitet werden kann, äußerst vielseitig. Das zeigt unser Rezept, das eigens für die FOOD & LIFE kreiert wurde: In den Buchweizen-Rote-Beete-Pfannkuchen stecken viele heimische Superfoods, die auch eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben. Rote Beete, Spinat und Zwiebeln sorgen für ein starkes Immunsystem. Buchweizen enthält mindestens so viel Eisen wie Quinoa, Walnüsse haben sogar einen höheren Gehalt an ungesättigten Fettsäuren als Avocados – was sie zur perfekten Alternative macht. Einfach ausprobieren!

Buchempfehlung: Lokale Alleskönner statt Produkte aus Übersee

Weitere Rezeptideen rund um heimische Superfoods bietet der Ratgeber „Super Local Food – Gesund und nachhaltig essen“. Neben zahlreichen informativen Fakten rund um Avocado, Quinoa und Co. werden Alternativen, die direkt vor unserer Haustür wachsen, gründlich vorgestellt. Mit einer Vielzahl saisonaler Rezepte zeigt das Buch außerdem, wie man die lokalen Alleskönner mit wenigen Handgriffen schmackhaft auf den Teller bringt.

Regionale Superfoods, nachhaltige Nahrungsmittel und gesunden Genuss findest du auf der FOOD & LIFE, die zweimal im Jahr mit der Heim+Handwerk bzw. der IHM stattfindet.