Superfood ist seit einigen Jahren zum Megatrend der deutschen Küche geworden. Avocado, Quinoa, Chia oder Goji-Beeren gelten als Vitamin-Booster für das Immunsystem. Wer aber auf eine nachhaltige und umweltschonende Ernährung achten möchte, sollte lieber die Finger davonlassen. Denn – was viele nicht wissen – die langen Transportwege, der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der hohe Wasserverbrauch und die Arbeitsbedingungen in manchen Anbaugebieten verderben den magischen Ruf von exotischen Superfoods.
Warum auf weit angereiste Lebensmittel zurückgreifen, wenn hierzulande Gemüse, Obst und Getreide wachsen, die genauso viel Potenzial haben? Lokale Landwirte und Händler bieten zahlreiche heimische Alternativen an, die reich an wertvollen Inhaltstoffen sind und einen hohen Anteil an Vitaminen, Mineralien und Enzymen enthalten. So lassen sich importierte Superfoods durch heimische Energiebündel ersetzen:

Brombeeren und Johannisbeeren statt Goji
Getrocknet sind Goji-Beeren eine beliebte Zutat für Müsli und Smoothie. Sie sind reich an Mineralstoffen und Vitamin C und machen das Frühstück besonders gesund. Doch wer hat schon Lust auf die hohen Pestizidrückständen, die in Goji-Beeren aus China oft nachgewiesen werden? Viel besser ist es, bei regional angebauten Brombeeren und Johannisbeeren zuzugreifen. Die Früchte gibt es im Sommer frisch vom Strauch, in der Wintersaison schmecken sie tiefgekühlt oder als Saft mindestens so gut.

Walnüsse statt Avocado
Es gibt kaum ein Superfood, das derzeit so angepriesen wird wie die Avocado. Gute Fette machen die Frucht zum Superfood. Als heimisches Pendant sind bayerische Walnüsse, zum Beispiel aus Oberfranken, bestens geeignet und viel umweltfreundlicher. Denn ein Kilogramm reife Avocado benötigt von der Aussaat bis zur Ernte etwa 1.000 Liter Wasser. Zum Vergleich: Bei einem Kilo Tomaten sind es lediglich knapp 200 Liter. Zudem enthalten Walnüsse noch mehr ungesättigte Fettsäuren, haben keinen langen Transportweg hinter sich und sind lange lagerfähig.

Hirse und Hafer statt Quinoa
Quinoa ist hierzulande als glutenfreies Getreide oder als Eiweißlieferant beliebt. Außerdem enthält es viel Eisen. Doch der Weg ist ganz schön aufwendig, bis das Superfood aus Südamerika auf unserem Teller landet. Und weil das Getreide weltweit sehr gefragt ist, steigt auch der Preis für Landwirte dort, die Quinoa als Grundnahrungsmittel benötigen. In Deutschland sollte man aus diesem Grund lieber Hirse oder Hafer verwenden. Hirse ist von Natur aus glutenfrei und enthält mindestens so viel wertvolles Protein und Eisen wie Quinoa. Hafer zeichnet sich durch viel Protein aus und ist besonders gut verträglich.

Leinsamen statt Chia
Hierzulande hat Chia einen starken Gegner: Leinsamen enthalten noch mehr gesunde Fettsäuren und Ballaststoffe als die Samen aus Mexiko. Als perfekte Zutat für Müsli, Joghurt, Smoothies und Brot oder als Öl entfalten die Leinsamen ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften. Beim Kauf sollte man aber unbedingt auf die Herkunft achten, denn häufig ist Importware aus fernen Ländern wie China im Handel zu finden. Deutsche Bio- oder Demeter-Siegel garantieren die deutsche Herkunft des Produkts.

Sonnenblumen- und Kürbiskerne statt Pinienkerne
Gute Pinienkerne werden von Hand geerntet und sind deshalb ziemlich teuer. Die billigeren Sorten kommen meist aus China oder Pakistan und sind oft in der Qualität beeinträchtigt. Für eine günstigere und „kerngesunde“ Variante sorgen Sonnenblumen- und Kürbiskerne, die sich in selbstgemachten Pestos oder gestreut auf einem Salat ebenso gut machen. Noch besser: Die heimischen Kerne sind etwas fettarmer, bieten dafür aber mehr Ballaststoffe.

Hanföl statt Kokosöl
Kokosöl wird als gesundes Wundermittel gefeiert. Doch es gibt tolle Produktalternativen aus Deutschland, die Speisen verfeinern, ohne vorher einmal um die halbe Welt geflogen zu sein. Hanf zum Beispiel liefert als heimische Pflanze eine Fülle an nachweislich gesundheitsfördernden Inhaltsstoffen. Das aus Hanfsamen gewonnene Öl gehört zu den gesündesten Speiseölen der Welt, bringt Power für den Kopf, wirkt entzündungshemmend und blutdrucksenkend. Der sanfte, nussige Geschmack passt bestens zu kalten Salaten, Dips und Brotaufstrichen.

Rezept: So lassen Sie sich heimische Energiebündel schmecken
Die Liste von regionalen Superfoods ist lang und somit auch die Vielfalt der Speisen, die damit zubereitet werden kann. Das zeigt unser Rezept, das eigens für die FOOD & LIFE kreiert wurde: In den Buchweizen-Rote-Beete-Pfannkuchen stecken viele heimische Zutaten, die auch eine Wunderwirkung auf die Gesundheit haben. Rote Beete, Spinat und Zwiebeln sorgen für ein starkes Immunsystem. Buchweizen enthält mindestens so viel Eisen wie Quinoa, Walnüsse haben sogar einen höheren Gehalt an ungesättigten Fettsäuren als Avocados – was sie zur perfekten Alternative macht. Einfach ausprobieren!
Buchempfehlung: Lokale Alleskönner statt Produkte aus Übersee
Weitere Rezeptideen bietet der Ratgeber „Super Local Food – Gesund und nachhaltig essen“. Neben zahlreichen informativen Fakten rund um Avocado, Quinoa und Co. werden Alternativen, die direkt vor unserer Haustür wachsen, gründlich vorgestellt. Mit einer Vielzahl saisonaler Rezepte zeigt das Buch außerdem, wie man die lokalen Alleskönner mit wenigen Handgriffen schmackhaft auf den Teller bringt.