Der Trend von Minimalismus, Nachhaltigkeit und Achtsamkeit in Kombination mit den steigenden Preisen für Immobilien und Energie lässt bei Vielen den Traum vom Tiny Home wachsen. Ein Leben auf das Wesentliche reduziert: Loderndes Feuer im Kamin, eine wärmende Tasse Tee in den Händen und der Blick in die eisige Natur. So könnte man sich durch den langen kalten Winter kuscheln.

Was hinter dem romantischen Trend des Tiny House steckt und welche Rahmenbedingungen zu beachten sind, klärt der folgende Ratgeber.

1. Was ist ein Tiny House und welche Arten gibt es?

Tiny House heißt übersetzt “winziges Haus”. Darunter versteht man in der Regel ein vollwertiges Haus, das maximal 50 Quadratmeter groß ist. Der Trend, seinen Wohnraum zu verkleinern, kommt aus den USA und nennt sich “Tiny House Movement”. Das hat allerdings einen ernsten Hintergrund: Im Zuge der Immobilienkrise mussten viele ihr Haus verkaufen und eine kleinere Alternative suchen.

Es gibt mobile Tiny Houses auf Rädern oder feststehende Häuser. Letztere verfügen über eine Stromversorgung und sind an das Wasser- und Abwassernetz angeschlossen. Zudem kann in der Art der Nutzung unterschieden werden: Ist das Haus zum dauerhaften Wohnen ausgerichtet oder nur als Wochenend- oder Ferienhaus gedacht? Denkbar ist auch, das Tiny House als Homeoffice oder Gästehaus zu nutzen.

Tiny House
Mobiles Tiny House auf Rädern. Foto: Orthodorn/ Erhard Seiler

2. Was ist der Unterschied zu einem kleinen Haus?

Laut amerikanischem Baurecht ist ein Tiny House eine fahrbare Wohnstätte mit einer Grundfläche von bis zu 37 Quadratmetern und einer Höhe von bis zu 4,11 Metern.

In Deutschland ist die Abgrenzung zu einem kleinen Haus nicht ganz so eindeutig. Es hat sich herauskristallisiert, dass man feststehende Häuser mit einer Wohnfläche von bis zu 50 Quadratmetern Tiny House nennt. Alternative Begriffe sind Minihaus, Mikrohaus, Kleinhaus, Singlehaus oder Modulhaus.

3. Was befindet sich alles in einem Tiny House?

Ein Tiny Home besteht meist aus einem großen Wohnraum mit Küchenzeile, einem Bett auf zweiter Ebene und einem Badezimmer. Exemplare mit größerer Quadratmeterzahl können über einen zweiten Raum verfügen.

Um den kleinen Platz effektiv zu nutzen, gibt es clevere Lösungen. Am wichtigsten ist es, Stauraum zu schaffen. Statt mehrerer Stühle eignet sich eine Sitzbank, die gleichzeitig als Truhe genutzt wird. Unter dem Sofa und dem Bett können Schubladen installiert werden. Raumspartreppen, Klapptreppen oder Treppen mit Stauraum unter den Stufen sind ebenfalls sinnvoll. Der Esstisch ist zwar der zentrale Punkt für geselliges Beisammensein, doch er nimmt auch viel Platz weg. Daher sind Ausziehtische oder solche, die sich an die Wand klappen lassen, optimal für ein Tiny House. Außerdem gibt es multifunktionale Möbel wie beispielsweise einen Sessel, den man zu einem Einzelbett umfunktionieren kann. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

4. Mit welchen Kosten muss man rechnen?

Bezugsfertige Tiny Houses, die zwischen 15 und 35 Quadratmeter groß sind, gibt es ab 60.000 Euro. Pro Quadratmeter kann man im Schnitt mit 2.300 Euro kalkulieren. Je nach Größe, Materialien, Bauweise und gewünschter Ausstattung variieren die Preise. Besonders stylische oder autarke Minihäuser können deutlich mehr kosten. Hinzu kommen noch Kosten für die Überführung des Hauses, für die Baugenehmigung und das Grundstück. Doch im Unterhalt sind die Mini-Häuser günstiger als normale Häuser.

Auf Rädern gelten Regeln wie für einen Wohnwagen. Man benötigt keine Baugenehmigung, muss aber regelmäßig zum TÜV.

5. Wohin darf man ein Tiny House stellen?

Die beliebten Mini-Häuser können auf privaten Baugrundstücken, in Gärten, auf Campingplätzen, in Ferien- und Wochenendhausgebieten oder in Tiny House Dörfern stehen.

Letzteres sind Projekte, die zusammenhängende Baugrundstücke anbieten. Dort kann man ein Tiny Home kaufen oder mieten. Auch manche Campingplätze bieten Grundstücke für Mini-Häuser an. Bei den unterschiedlichen Arten von Tiny Homes gibt es allerdings ein paar Dinge zu beachten.

Fest verbautes Tiny House

Will man ein fest verbautes Tiny Home mit Fundament auf ein Baugrundstück stellen, ist das genehmigungspflichtig und braucht einen Bauantrag. Um eine Genehmigung zu bekommen, muss das Haus einige Merkmale aufweisen. Diese können von Bundesland zu Bundesland verschieden sein. Dazu zählen unter anderem eine bestimmte Raumhöhe, Fenster oder Lüftung im Badezimmer und sogar die Optik, damit sich das Haus gut in die Umgebung einfügt.

Doch es gibt kleine Schlupflöcher. Zum Beispiel, wenn das Haus nur temporär genutzt wird. In der Regel gilt hier eine Nutzung von bis zu drei Jahren. Dann kann genehmigungsfrei gebaut werden. Es empfiehlt sich, vor der Planung eine Bauvoranfrage bei der Kommune zu stellen.

Tipp: In Sondergebieten oder Gebieten zur Wohnnutzungsentwicklung sind die Richtlinien nicht so streng. Daher hat man hier die besten Chancen auf eine Baugenehmigung für ein Tiny House.

Tiny House auf Rädern

Ein mobiles Tiny Home auf Rädern, das auf dem eigenen Grundstück oder einem Campingplatz steht und nicht dauerhaft bewohnt wird, benötigt keine Baugenehmigung. Es gilt rechtlich als Wohnwagen und muss daher einige Voraussetzungen erfüllen:

  • Maximales Gewicht: 3,5 Tonnen
  • Maximale Länge: zwischen 7 und 9 Meter
  • Maximale Breite und Höhe: 2,55 Meter breit, 4 Meter hoch

Außerdem muss das Tiny House regelmäßig zum TÜV, damit die Verkehrssicherheit geprüft werden kann.

Blick in das Tiny House von Winzig Wohnen. Im Video und auf der Heim+Handwerk 2022 (Hall B5, Stand B5.264)

6. Welche Anbieter gibt es?

Immer mehr Schreinereien und klassische Fertighaus-Hersteller bieten Tiny Houses an. In Deutschland gibt es mehr als 75 Hersteller. Darunter die OrthoDorn GmbH, die zwei Modelle im Sortiment hat, die beide an individuelle Bedürfnisse anpassbar sind. Oder auch das Team von atelier damböck, das in Neufinsing bei München Tiny Homes auf Rädern herstellt. Den Preis für Deutschlands schönstes Tiny House gewann vergangenes Jahr das FlyingSpace Neller von SchwörerHaus mit einer Grundfläche von 50 Quadratmetern. Der Hersteller hat aber auch kleinere und größere Tiny Houses im Angebot. Das Unternehmen Smart House aus Nordrhein-Westfalen verspricht, dass man nach nur sechs bis acht Wochen in sein neues Mini-Heim einziehen kann. Und bei einem Umzug kann das transportfähige Haus an den neuen Wohnort mitgenommen werden.

Wer dauerhaft in einem Tiny House leben möchte, benötigt eine Baugenehmigung.

7. Darf man in einem Tiny House dauerhaft leben?

Will man dauerhaft in einem Tiny Home leben, ist eine Baugenehmigung erforderlich. Egal, ob das Haus auf Rädern steht oder nicht. Außerdem darf man es nicht einfach irgendwo hinstellen, sondern braucht ein Grundstück, das für dauerhaftes Wohnen zugelassen ist. Eine Ausnahme bilden Campingplätze, die für die Wohnnutzung erlaubt sind. Auch in manchen Ferienhaus-Siedlungen, sogenannte “Sondergebiete für die Erholung” ist Dauerwohnen möglich.