Es ist nie zu spät, um neu durchzustarten: Anke Haupt war 50 Jahre alt, als der Radiologie-Assistentin im oberbayerischen Bad Aibling klar wurde, dass sie sich nach vielen Jahren in der Medizin neu orientieren wollte. Und sich daran erinnerte, was ihre große Schwester ihr schon immer gesagt hatte: Dass sie irgendetwas mit Design machen müsse. Heute verwandelt Anke Haupt gemeinsam mit ihren Partnern Plastikmüll in hochwertige und stylische Taschen. Ein Werkstattbesuch.

„Ein Gespür für zeitloses Design ist mir einfach in die Wiege gelegt, wie andere Leute etwa gut in Mathematik sind“, sagt Anke. Sie umgibt sich gerne mit schönen Dingen. Sie kleidet ihre ganze Familie ein. Sie sieht ein Teil, das gut zu jemandem passen würde, schickt ein Bild und der Person gefällt es.
Der Wunsch nach beruflicher Veränderung wurde zu groß, und gleichzeitig bedrückte Anke Haupt all das Plastik um sie herum immer mehr, all die Nachrichten zum Klimawandel. Sie vermied Plastiktüten, wo es geht. Und trotzdem war da das Bedürfnis, mehr als das zu tun.
Von der ersten Idee zur gefragten Kollektion
Sie stieß auf die Ledergalanteristin Bettina Chochola, die Leder zu hochwertigen Produkten verarbeitet und, die ihre Werte teilte. Da kam Haupt die Idee, wie sie ihre Leidenschaft für Design mit der Sorge um die Umwelt verbinden konnte: „HAUPT Taschen“ war geboren. Sie fand eine Firma in Italien, die Plastik recycelt und zu einem robusten, leichten, formstabilen, wasser- und schmutzabweisenden und abwaschbaren Stoff verarbeitet: PET-Filz. Und sie begann, Modelle mit Bettina Chochola zu entwerfen, die diese in deren Atelier hochwertig umsetzte. Handtaschen, Weekender, Rucksäcke, Umhängetaschen.


Seit zehn Jahren arbeiten die beiden nun zusammen. „Meine Seelenverwandte“, sagt Anke Haupt über Bettina Chochola, „es ist eine besondere Wertschätzung auf Augenhöhe, die uns verbindet.“ In dem kleinen Atelier in Österreich läuft nichts vom Band. Alles wird von Hand geschnitten, genäht und gestanzt.


Komplett in Europa gefertigt sind die HAUPT Taschen also. Langlebig und leicht, zeitlos stilvoll. Der aus Plastik gewonnene Filz, vier Millimeter dick, ist für Haupt geradezu perfekt für Taschen: „Nehmen wir meinen Abenteurer“, sagt sie, ein Weekender-Bag. „Wäre er aus Leder, wäre er ziemlich schwer. Eine Stofftasche hingegen macht nichts her und fällt in sich zusammen.“ Ihr Abenteurer aber steht von selbst und bringt kaum Eigengewicht mit. Die perfekte Wochenendtasche. Unverwüstlich ist das Material obendrein, „ich habe aus dem Filz gefertigte Tischsets zuhause, die sehen gut aus und vertragen es auch, wenn die Enkelkinder sie mit Schokolade vollschmieren.“
Neben dem Abenteurer ist ihr Modell Luisa, eine Schultertasche, ein Bestseller. Und Greta und Hermine, die dem Kelly-Bag von Hermès ähneln, wie eine Kundin einmal begeistert äußerte – Haupt, sagt sie, kannte die berühmte Tasche nicht einmal. Von Marken, bei denen der Käufer hauptsächlich den Namen mit zahlt, hält sie nicht viel. Vor kurzem hat eine Kundin das kleine, leichte Modell „Zita“ für eine 100-Jährige zum Geburtstag gekauft – das sind die Geschichten, die Anke Haupt gerne erzählt.
Neben ihrer Kollektion für Damen und für Herren gehören auch Sonderanfertigungen zum Spezialgebiet von HAUPT Taschen. Präsentationstaschen, die Firmen anfertigen lassen etwa, auf Anfrage fertigt sie auch Ungewöhnlicheres: Neulich hat sie einem Kunden schöne Zwischenfilze für die Teller in seinem Wohnmobil angefertigt, damit sie nicht klappern bei der Fahrt.
Nah am Kunden, nah an der Natur
Anke Haupt ist viel auf gehobenen Kunstmärkten und auf Messen unterwegs mit ihren Taschen und kommt so in engen Kontakt mit ihren Käuferinnen und Käufern – vom 27. November bis zum 1. Dezember ist sie mit allen Modellen auf der Heim+Handwerk. Ihre Kunden kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und schätzen neben den langlebigen, klassischen Taschen auch den Beitrag zum Klimaschutz, den diese leisten.
Kommt eine HAUPT Tasche doch einmal an das Ende ihres Lebenszyklus, nimmt Anke Haupt sie gerne zurück und verwertet sie weiter. Denn geschreddert ist der PET-Filz eine optimale Füllung, etwa für Outdoor-Kissen. Und von dem Gewinn, den ihr zehn Jahre altes Frauenpower- Unternehmen macht, gibt Anke Haupt gerne zurück. Von dem Erlös jeder Tasche fließt ein Teil in ein Projekt zur Riff- und Strandreinigung der vietnamesischen Insel Phu Quoc, 1000 Euro werden jedes Jahr an ein weiteres WWF-Projekt gespendet.

Sie hat nun eine gute Balance gefunden, sagt Anke Haupt, einen für sie nachhaltigen und praktikablen Lebensstil. Und mit ihren Taschen kann sie dazu beitragen, dass andere das auch tun.
Weitere Infos und Onlineshop unter: www.haupt-taschen.de
Anke Haupt ist vom 27. November bis 1. Dezember mit ihren Taschen auch auf der Heim+Handwerk in München.
Bilder: (c) HAUPT GmbH