Ob gestreift, mit Blumenmuster oder in knalliger Farbe: Tapeten feiern gerade ein fulminantes Comeback. Kein Wunder, denn die schmucke Wandbekleidung ist nicht nur in vielen verschiedenen Varianten erhältlich, sich lässt sich auch
unkompliziert anbringen und verändert mit wenig Aufwand die komplette Raumwirkung. Wie man die richtige Tapete für sein Zuhause findet und worauf man beim Tapezieren unbedingt achten sollte, erklärt der folgende Ratgeber.

Die richtige Tapete fürs Zuhause finden

Tapeten sind in einer großen Auswahl an verschiedenen Farben, Mustern und Materialien erhältlich. Aus diesen die passende Variante für das eigene Zuhause zu finden, ist manchmal gar nicht so einfach. Bevor man sich also für eine Tapete entscheidet und mit dem Tapezieren loslegt, kann es Sinn machen, einige Vorüberlegungen anzustellen:

Welchen Raum willst du tapezieren?
Da die Räume im Zuhause unterschiedlich genutzt werden, ergeben sich auch bei der Wahl der Tapete Unterschiede. Vliestapeten lassen sich zum Beispiel auch gut im Bad oder in der Küche anbringen, Papiertapeten sind durch ihre Atmungsaktivität gut für Schlaf-, Wohn- und Kinderzimmer geeignet, allerdings schwieriger zu anzubringen und zu entfernen.

Wie groß oder klein ist der Raum?
Mit der richtigen Tapete kann die Raumwirkung entscheidend verändert werden. So gewinnen niedrige Räume optisch an Höhe, wenn helle Tapeten mit senkrechten Streifen zum Einsatz kommen. Hohe Räume hingegen wirken durch quer gestreifte Tapeten niedriger. Bei großen Räumen sorgen Tapeten in kräftigen Farben oder mit üppigen Mustern für Gemütlichkeit, kleine Räume vertragen eher dezente Varianten.

Ist der Raum eher dunkel oder hell?
Bei der Auswahl der Tapete sollte man die Lichtverhältnisse des Raumes im Blick behalten. Mit hellen und pastelligen Farben lassen sich dunkle Räume optisch aufhellen, bestimmte Oberflächenstrukturen reflektieren Licht besonders gut. Im Umkehrschluss gilt: Dunkle Räume besser nicht mit üppigen Mustern oder kräftigen Farben überfrachten!

Welchen Stil willst du erreichen?
Die Wandgestaltung soll zum Raum und zur Einrichtung passen und auch auf lange Sicht nicht störend oder langweilig werden. Daher stellt sich zunächst die Frage: Welche Wirkung soll durch das Tapezieren erzielt werden? Soll sie der Eyecatcher im Raum sein oder eine dezente Bühne für die Möbel und Accessoires? Möchte man einen bestimmten Einrichtungsstil verstärken oder einen spannenden Stilbruch schaffen?

Klare Linien, helles Holz und viel Weiß: Der angesagte Scandi-Stil lässt sich mit Tapeten in Marmoroptik, in nordischen Blautönen oder mit filigranen Naturmustern am besten unterstreichen. Dabei gilt: Je kühler die Tapete wirkt, desto gemütlicher sollte die Einrichtung sein.

Verträumt und romantisch wird es dagegen mit sanften Pastelltönen oder einem zarten Blümchenprint. Diese Tapeten passen besonders zu einer Einrichtung im Vintagestil oder Shabby Chic. Etwas rustikaler wird die Einrichtung mit einer Tapete im Karomuster.

Modern und clean sehen Wände mit grafischen oder geometrischen Mustern aus. Wer lieber in Richtung Industrial-Stil gehen möchte, kann zu einer Tapete in Beton- oder Steinoptik greifen.

Sehr beliebt ist auch der Urban-Jungle-Trend, der durch Tapeten mit Palmen, Monsterablättern oder Farn unterstrichen werden kann. Diese sorgen besonders in Kombination mit Rattan, Bambus und anderen Naturmaterialien für Urlaubsstimmung im eigenen Zuhause.

Glasfaser, Papier, Vlies: verschiedene Tapetenarten im Vergleich

Egal, ob auffällig oder schlicht, rau oder glatt: Die große Produktvielfalt bei Tapeten ergibt sich zum einen aus den vielen unterschiedlichen Designs, zum anderen aus den verwendeten Materialien. Dabei haben die unterschiedlichen Tapetenarten jeweils verschiedene Vor- und Nachteile:

Glasfasertapeten

Glasfasertapeten bestehen komplett aus Glasfasern, es handelt sich also um eine mineralische Tapete. Je nach Webtechnik bilden die Glasfasern ein Rautenmuster, Fischgrätmuster oder andere Strukturen, auch individuelle Gestaltungen sind möglich. Glasfasertapeten zählen zu den stabilsten, strapazierfähigsten, hygienischsten und haltbarsten Tapeten.

Vorteile: wasserdicht, abwaschbar, scheuerfest und schimmelresistent. Glasfasertapete lässt sich viele Male überstreichen, ohne dass die Struktur darunter leidet.

Nachteile: entsprechend teuer, nicht atmungsaktiv, eher schwierige Verarbeitung

Papiertapeten

Bei Papiertapeten besteht das Trägermaterial aus Papier, die Oberfläche kann mit dekorativen Mustern, Streifen oder großen Motiven (Fototapete) bedruckt sein. Das Tapezieren dauert zwar etwas länger, da die Bahnen zunächst eingeweicht werden müssen, die Tapeten punkten aber mit ihrer Lichtbeständigkeit und damit, dass sie Feuchtigkeit im Raum aufnehmen und nach und nach wieder abgeben.

Vorteile: atmungsaktiv und umweltverträglich, vergleichsweise günstig und bei guter Qualität auch lichtbeständig

Nachteile: benötigt Übung beim Tapezieren, Wandunebenheiten prägen durch das dünne Papier durch.

Vliestapeten

Vliestapeten zählen zu den beliebtesten Tapetenarten, denn sie sind vergleichsweise einfach anzubringen. Da sie aus reißfestem Zellstoffvlies bestehen, können die trockenen Tapetenbahnen direkt auf die mit Spezialkleber eingekleisterte Wand aufgebracht werden. Außerdem sind Vliestapeten stabil und feuchtigkeitsunempfindlich, also auch fürs Bad oder die Küche gut geeignet.

Vorteile: einfache Handhabung, auch beim Entfernen

Nachteile: teurer als Papiertapeten, Kanten sind unter Umständen sichtbar. Dekore von Vliestapeten können Schadstoffe enthalten – am besten nur zertifizierte Produkte kaufen!

Strukturtapeten

Mit zum Teil erhabenen Mustern oder Ornamenten haben Strukturtapeten eine ausdrucksstarke Wirkung, denn die Designs kommen plastisch und damit wertiger zur Geltung. Als Trägermaterial werden Vlies und Papier eingesetzt.

Vorteile: wasch- und lichtbeständig, können mehrfach überstrichen werden

Nachteile: Strukturen aus Kunststoff sind nicht immer schadstofffrei, das Tapezieren benötigt Erfahrung.

Textiltapeten

Textiltapeten bestehen aus zwei Komponenten: einer Trägerschicht aus Papier oder Vlies und einem aufkaschierten Gewebe, das für die natürliche Oberfläche sorgt. Hier werden Fasern aus Wolle, Leinen, Seide oder sogar Stoffbänder eingesetzt, aber auch Gräser oder Blätter.

Vorteile: je nach Dicke auch wärme- und akustikdämmend, schwer entflammbar, schmutzabweisend.

Nachteile: beim Tapezieren muss man sehr genau arbeiten, vergleichsweise hoher Preis

Vinyltapeten

Vinyltapeten bestehen aus einem speziellen PVC-Wandbelag auf einer Papier- oder Vliesträgerschicht. Durch ihre scheuerbeständige Oberfläche eignen sie sich besonders gut für Küchen, Dielen und WCs. Die obere PVC-Beschichtung kann unterschiedliche Stärken haben und abwaschbar sein. Sie ist aber nicht sehr atmungsaktiv. Daher kann es in Räumen mit hoher Luftfeuchte eventuell zu Schimmelbildung kommen.

Vorteile: scheuerbeständig, teils abwaschbar, unempfindlich

Nachteile: nicht sehr atmungsaktiv, in feuchten Räumen schimmelanfällig

Die Menge berechnen: Wie viele Rollen brauchst du?

Hat man die richtige Tapete für sein Zuhause gefunden, stellt sich schnell die Frage: Wie viele Rollen brauche ich zum Tapezieren? Der Bedarf an Tapete lässt sich mit einer einfachen Formel berechnen. Dazu muss man wissen: Die Standardrolle einer Tapete misst 0,53 x 10,05 Meter. Sie reicht also für fünf Quadratmeter Wandfläche.

Rechnet man nun also Raumumfang (= die Breite aller Wände, inklusive Fenster und Türen) mal Raumhöhe, geteilt durch fünf, erhält man die benötigte Rollenzahl. Wer das zu kompliziert findet, kann sich im Internet nach einem Bedarfsrechner umsehen, der die benötigte Menge an Tapete noch schneller ermittelt. Grundsätzlich gilt: Besser eine Rolle mehr als zu wenig zu Hause haben! Damit kann man Fehler beim Tapezieren (siehe weiter unten) gegebenenfalls ausbessern.

Unbeliebt aber machbar: alte Tapete entfernen

Das Entfernen alter Tapeten gilt als aufwendige und daher eher unbeliebte Angelegenheit. Doch wer systematisch vorgeht, kann sich schon bald über eine saubere Wand freuen, die bereit für die neue Tapete ist. Der wichtigste Schritt ist, den alten
Tapetenkleister aufzuweichen und zu lösen – wenn das geschafft ist, lässt sich die Tapetenschicht großflächig abziehen.

Bevor mit dem Aufweichen begonnen werden kann, sollte der Raum vorbereitet werden. Da bei der Tapetenentfernung mit Wasser gearbeitet wird, muss unbedingt für Stromfreiheit gesorgt und die Sicherung ausgeschaltet sein. Auch Fußleisten, Schalter und Steckdosenabdeckungen sollten abmontiert und empfindliche Böden und Möbel mit Folie geschützt werden. Die Entfernung der Tapeten erfolgt dann in drei Schritten:

Schritt 1: Perforieren und Einweichen der Tapete

Damit das Wasser durch die Beschichtung der Tapete bis an den Kleister gelangt, muss die Tapetenoberfläche perforiert werden. Hierfür wird meist eine Stachelwalze verwendet. Ist die Tapete gleichmäßig perforiert, kann mit einer weichen Bürste oder einer Sprühflasche großzügig Wasser aufgetragen werden. Dieses muss nun einige Minuten einweichen.

Schritt 2: Entfernen der alten Tapete

Ist der Kleister gelöst, lässt sich die Tapete von der Wand abziehen. Um möglichst komplette Bahnen zu entfernen, sollte vorsichtig und mit Gefühl vorgegangen werden. Ist das Material so aufgeweicht, dass es unter den Fingern zerreißt, kann die Tapetenbahn beim Abziehen auf einen Besenstiel oder einen Holzstab gewickelt werden. Mit einem Spachtel lassen sich schließlich auch an der Wand hängengebliebene Reste entfernen.

Schritt 3: Nacharbeiten vor dem Neutapezieren

Bevor die Wand neu tapeziert werden kann, sollte man Haarrisse und andere kleine Putzmängel mit Spachtelmasse ausbessern. Wer es beim nächsten Tapetenwechsel einfacher haben möchte, trägt außerdem noch einen Wechselgrund auf.

Tipp: Moderne Vliestapeten, die oft mit einem speziellen Tapetenkleister angebracht werden, lassen sich auch trocken ablösen und sorgen so für stressfreie Tapetenwechsel.

Richtig tapezieren – eine kleine Anleitung

Hat man die Wände vor dem Tapezieren wie beschrieben vorbereitet, alte Tapetenreste entfernt, Risse und Unebenheiten ausgebessert, so ist bereits viel gewonnen. Bevor es nun ans erneute Tapezieren geht, sollten die Türen und Fenster geschlossen und die Heizung ausgestellt werden. Nach dem Ausmessen steht nun das Einkleistern der neuen Tapetenbahnen auf dem Programm.

Dazu wird der Kleister in einem großen Eimer angerührt und den Herstellervorgaben entsprechend aufgetragen – bei Papiertapeten auf der Rückseite der Tapete, bei Vliestapeten auf der Wand. Ein Kleistergerät aus dem Baumarkt erleichtert die Arbeit.

Wichtig: Der verwendete Kleister muss für die gewählte Tapete geeignet sein! Nicht jeder Kleister ist mit jeder Tapete kompatibel. Außerdem sollte man vor dem Tapezieren die Einweich- und Abbindezeiten beachten, die der Hersteller vorgibt.

Nun werden die eingekleisterten Bahnen nach und nach an die Wand angebracht. Dabei sollte immer mit dem hellsten Bereich im Raum begonnen werden, also meist beim Fenster. Sich einfach darauf zu verlassen, dass die Wände gerade genug sind, ist übrigens keine gute Idee: Die erste Tapetenbahn sollte immer mit einer Wasserwaage oder einem Senklot ausgerichtet werden! Außerdem empfiehlt es sich, zügig und ohne Pause zu arbeiten, bis mindestens eine komplette Wand oder die gesamte Decke mit Tapete versehen ist.

Um Blasen durch Lufteinschlüsse oder ungleichmäßig aufgetragenen Kleister zu vermeiden, sollte man beim Einkleistern sehr sorgfältig vorgehen. Ist die Tapete an der Wand angebracht, wird sie von der Mitte zu den Seiten hin mit einem gummierten Keil oder einer Gummiwalze ausgestrichen, um eine optimale Haftung zu erreichen. Kleisterflecken auf der Tapete sollten am besten gleich entfernt werden.

Mustertapeten: Darauf muss man achten

Große Punkte, florales Design oder die Dschungellandschaft: Das Tapezieren von Mustertapeten erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl. Aufpassen muss man vor allem beim Zuschneiden und Kleben, denn die Tapeten besitzen einen Rapport.

Als Rapport bezeichnet man die Höhe des sich wiederholenden Musters, die meist auf dem Etikett der Tapetenrolle angegeben ist. Wenn die Wände ausgemessen werden, um den Bedarf zu errechnen, sollte man pro Bahn stets eine Rapporthöhe hinzuaddieren. So kann man sicher sein, nicht zu wenig Rollen zu kaufen.

Auch beim Anbringen der Tapete muss der Rapport beachtet werden, damit das Muster auf der Wandfläche nicht verrutscht. Bei teuren Tapeten mit komplexen Mustern lohnt es sich deshalb, einen Fachmann zu Rate zu ziehen. Experten für alles rund um Wohnen, Design und Handwerk findest du auf Messen wie der Heim+Handwerk und der IHM.

Typische Fehler beim Tapezieren und wie man sie vermeidet

Auch wenn Tapezieren an sich für jeden machbar ist, so kann doch gerade am Anfang noch einiges schief gehen. Da sich Tapezierfehler im Nachhinein leider nur schwer oder gar nicht mehr korrigieren lassen, ist es ratsam, sich vorab über mögliche Fallstricke im Klaren zu sein. Folgende fünf Fehler, die gerne beim Tapezieren passieren, lassen sich durch gute Vorbereitung und sorgfältiges Arbeiten leicht vermeiden:

1. Fehler: Falsches Werkzeug

Das richtige Werkzeug ist essentiell, um ansprechende Ergebnisse beim Tapezieren zu erhalten. Es ist daher nicht ratsam, stattdessen zum Haushaltsmesser oder zum übrig gebliebenen Kleister von der letzten Renovierung zu greifen. Zu den wichtigsten Tapezierwerkzeugen gehört:

  • Cuttermesser mit ausreichend Wechselklingen: Wechselt man die Klingen häufig aus, lassen sich ausgefranste Kanten und unsaubere Übergänge vermeiden.
  • Tapezierbürste, Quast oder Gummiwalze zum Glätten der Tapete.
  • Ausreichend Fläche zum Einkleistern der Bahnen, um die eingekleisterte Tapete sauber zu falten und während der Weichzeit ruhen zu lassen.
  • Der richtige Kleister passend zur gewählten Tapete.
  • Eine stabile und ausreichend hohe Leiter, mit der sich bis unter die Decke arbeiten lässt.

2. Fehler: Blasen und Falten durch zu kurze Einwirkzeiten

Sowohl Lufteinschlüsse unter der Tapete als auch Falten an der Wand sind eine häufige Folge zu kurzer Wirk- und Weichzeiten des Tapetenkleisters. Denn bekommt die Tapete vor dem Anbringen nicht die Weichzeit, die sie benötigt, dehnt sie sich an der Wand weiter aus und wirft entsprechende Blasen oder Falten. Wie lange der Kleister einwirken muss, ist auf der Tapetenverpackung angegeben. Die Herstellerhinweise sollten daher unbedingt beachtet werden.

3. Fehler: Aufgehende Nähte

Wenn sich Tapetennähte nach dem Trocknen wieder öffnen, kommen drei mögliche Ursachen infrage: Entweder war die Tapete nicht ausreichend oder ungleichmäßig eingekleistert oder der Kleister ist zu schnell getrocknet. Um dies zu vermeiden, sollte man beim Einkleistern sehr sorgfältig vorgehen und beim Falten der Bahnen darauf achten, dass die Nähte möglichst nicht freiliegen. Auch Zugluft oder zu viel Wärme verkürzen die Trocknungszeit, also lieber weniger heizen oder die Fenster geschlossen halten.

4. Fehler: Sichtbare Übergänge an schwierigen Stellen

Um in schwierigen Bereichen, wie zum Beispiel an Fußleisten, Steckdosen oder Lichtschaltern, sauber zu arbeiten, sollte man alle Blenden vor dem Tapezieren abnehmen. Tut man dies nicht, ist ein exaktes Zuschneiden der Tapeten nötig und Übergänge bleiben oft unschön sichtbar.

5. Fehler: Schiefe Tapetenbahnen

Die meisten Heimwerker beginnen beim Tapezieren intuitiv in einer Ecke und arbeiten sich dann Bahn für Bahn an der Wand entlang. Leider ist die erste Kante, an der man sich orientiert, aber oft gar nicht wirklich senkrecht und so werden die Bahnen von Anfang an schief aufgeklebt. Wenn der Fehler dann sichtbar wird, ist es für Korrekturen meist schon zu spät. Die einfachste Lösung ist, mit einer Wasserwaage oder einem Lot sicherzustellen, dass die erste Bahn wirklich senkrecht geklebt wird.

Hast du dich schon einmal ans Tapezieren herangewagt?