Die Heim+Handwerk freut sich auch 2023 wieder Gastgeber der Modemesse GREENSTYLE zu sein. Hier wird Nachhaltigkeit groß geschrieben: ausgesuchte Modelabels mit zukunftsweisenden Kollektionen verkaufen ihre Produkte. Vom Basic-Shirt über Schuhe, Schmuck und Accessoires bis zum edlen Mantel – alle Kleidungsstücke stammen aus fairer Produktion und bestehen aus umweltfreundlichen Materialien. Wir haben mit Mirjam Smend, CEO und Founder der GREENSTYLE munich gesprochen.

Liebe Mirjam, herzlichen Dank, dass du uns Gelegenheit gibst, mit dir über nachhaltige Mode und ihren Part auf der Heim+Handwerk 2023 zu sprechen. Die Modeindustrie ist einer der größten Klimasünder. Laut Greenpeace stoßen nur die Lebensmittel- und die Baubranche mehr CO2 aus. Auch der hohe Wasserverbrauch der Modeindustrie und der Ausstoß von Mikroplastik belasten das Klima. Was passiert, wenn sich die Modeindustrie in den nächsten Jahren so weiterentwickelt, statt nachhaltige Lösungen zu finden?

Das ist leider kein schönes Szenario. Die Klimaziele der UN sind lange bekannt. Um diese zu erreichen, müsste die Modeindustrie ihren CO2-Ausstoß halbieren. Tatsächlich nehmen die Emissionen weiterhin zu. Man geht auch davon aus, dass sich die Zahl der produzierten Kleidungsstücke pro Jahr bis 2030 verdoppelt. Die Altkleiderberge wachsen, die Deponien vor allem in Westafrika und Chile quellen über. Das darf so nicht weitergehen. Statt immer mehr in schlechterer Qualität müssen wir weniger mit längerer Lebensdauer produzieren. Das ist besser für uns alle. Für den Mensch und die Natur. Und eben auch das Klima.

 © Make Somebody Happy

Viele Wege führen zu Nachhaltigkeit

Die GREENSTYLE präsentiert einige spannende, nachhaltige Modelabels auf der Heim+Handwerk. Was tun diese, um Klima und Umwelt zu schonen?

Nachhaltigkeit hat viele Facetten. Die versuchen wir auch immer auf unseren Veranstaltungen erlebbar zu machen. Upcycling, also das Weiterverarbeiten bereits existierender Materialien (Combbags, Manaomea, Nou.Niss reanimated) genauso wie Recycling (ever&anon) tragen dazu bei, dass die Müllberge nicht noch weiterwachsen. Nat2 arbeitet (und entwickelt) innovative Materialien. Regionale Produktion (Angels Ambition, Frijda Juni, Viktoria&Viktor) verringert nicht nur den CO2 Ausstoß durch den kurzen Transportweg. Lokale Produktion macht auch die Lieferkette transparenter. Ein weiterer Ansatz ist die Kreislauffähigkeit (wellicious yoga wear). Hier geht es darum, dass die Produkte am Ende ihres Lebenszyklus Schaden anrichten, also nicht zu Müll werden.
Unsere portugiesische Brand 8000 kicks setzt auf die Verwendung ressourcenschonender Rohstoffe und arbeitet mit Hanf. Aurhen ecofair arbeitet mit ecofairen Diamanten und Metallen (mein Highlight: Isargold), Softclox verwendet Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft für seine Clogs und Tinku unterstützt Kunsthandwerker in Bolivien. Genauso wie die herrlich entspannte Lounge- und Nachwäsche von myjama und die Jumper & Overalls von makesomebodyhappy setzen alle teilnehmenden Marken auf eco-faire Produktion.
Wie großartig das alles aussieht und wie herrlich es sich anfühlt kann man dann auf der GREENSTYLE @ Heim+Handwerk erleben.

Neben den Herstellern steht auch jede und jeder Einzelne von uns in der Verantwortung, um Mode nachhaltiger zu machen. Wie können wir gegensteuern und müssen wir unser Kaufverhalten womöglich komplett umstellen?

Um etwas zu verändern, müssen wir tatsächlich auch etwas umstellen. Unser Kaufverhalten und die Wertschätzung für Mode bzw. Kleidungsstücke zum Beispiel. Wir sollten weniger (jede*r Deutsche besitzt im Schnitt 90 Kleidungsstücke) und idealerweise von nachhaltigen Marken kaufen. Oder Second Hand. Was die Wertschätzung betrifft: Kleidung ist keine Einmalware und definitiv auch keine Wegwerfware. Ich empfehle deshalb nur Dinge zu kaufen, die man wirklich haben möchte. Die man so gerne mag, dass man auch bereit ist sie zu reparieren, wenn sie kaputtgehen, statt sie einfach zu entsorgen.

Nachhaltige Mode ist längst Trend

 © COMBBAGS

Bei nachhaltiger Mode denken viele an Jutebeutel und bunte Strickpullis. Kann umweltfreundliche Kleidung auch cool und trendig sein?

Dass bewusst produzierte Mode inzwischen den Weg in Hochglanzmagazine wie die VOGUE und die ELLE gefunden haben zeigt, dass sich nachhaltige Kollektionen nicht mehr hinter konventioneller Mode verstecken müssen.

Wo findet man Labels, die solche Kleidung herstellen?

In der GREENSTYLE Area auf der Heim+Handwerk in Halle B6 oder in unserer Brand Directory https://greenstyle-muc.com/brands/ – hier porträtieren wir über 150 Marken. Dank unseres Quick Finders für Slow Fashion lassen sich auch ruckzuck Marken für Hosen, Schuhe, Schmuck etc. finden. Und natürlich im stationären Handel in vielen Städten.

Viele wollen im Alltag nachhaltiger Leben – und greifen dennoch zum Fünf-Euro-Shirt vom Modediscounter. Denn nachhaltige Mode ist oft auch eine Preisfrage. Warum lohnt es sich, mehr Geld für umweltfreundliche Kleidung auszugeben?

Wer mehr ausgibt bekommt auch mehr. Mehr Qualität, mehr gutes Gefühl, weil sein Kleidungsstück ökologisch korrekt und fair produziert wurde. Und er bekommt eine Bindung zur Mode. Denn hinter jeder nachhaltigen Marke steht (mindestens) ein echter Mensch, der eine ganz besondere Geschichte zu erzählen hat.

Die GREENSTYLE ist 2023 schon zum zweiten Mal auf der Heim+Handwerk vertreten. Was war dein Fazit zum letzten Jahr und worauf freust du dich dieses Jahr besonders?

Wir freuen uns sehr, dass die Besucher*innen das für sie auf den ersten Blick überraschende Modethema auf der Heim+Handwerk mit so viel Interesse aufgenommen haben. So viel Interesse gezeigt (und gekauft!) haben. Wir freuen uns auf fünf fantastische Tage mit unseren Marken, unserer weiter wachsenden Community, tollen Standnachbarn (Hallo, Südtirol – auch hier ist mit Grenz/Gang eine unserer Marken vertreten), unser Rahmenprogramm mit einer Mini-Konferenz und dem 5. GREENSTYLE Geburtstag.

Hast du abschließend noch ein paar Tipps für nachhaltige und stylische Outfits?

Man steht morgens vor dem übervollen Kleiderschrank und weiß trotzdem nicht, was man anziehen soll? Willkommen im Modezirkus. Wir haben zu viel Kleidung und deshalb oft zu wenig Durchblick. Ich würde mit einem Kleiderschrank Detox beginnen und alles auf den Kopf stellen. Sortiert auf drei Stapel (Lieblingsstücke, Naja-Stücke, Weg-Stücke) kommt Licht ins Dunkel und wieder Überblick in den Schrank. Und meistens entdeckt man dabei Teile nach dem Motto „shop your own closet“, die man schon längst vergessen hat. Alle Weg-teile und verzichtbare Naja-Teile lassen sich oft wunderbar als Tauschobjekte einsetzen. Auch wenn mir etwas nicht mehr gefällt, findet sich oft eine Freundin, die genau auf dieses Teil gewartet hat.
Eine wirklich tolle Erfahrung ist auch die Beratung durch eine nachhaltige Stylistin. Die kommt nach Hause und hilft dabei, zum Typ passende Outfits mit den bereits vorhandenen Kleidungsstücken zu kreieren. Auf der Seite von Sustainable Stylist Janine Dudenhöffer findet man Stylistinnen aus verschiedenen Städten https://www.sustainable-stylists.com/. Meine Empfehlung? Ausprobieren. Das wirkt nämlich wahre Styling-Wunder.
In diesem Sinne: Bis bald auf der Heim+Handwerk. Und viel Spaß beim Entdecken unserer Marken.

 © GREENSTYLE

Über Mirjam Smend
Seitdem Mirjam Smend Anfang 2016 ihren Redakteursjob bei ELLE an den Nagel gehängt hat, um ihr nachhaltiges Blogzine my-GREENstyle.com weiter auszubauen, ist einiges passiert: Sie hat als freie Autorin über nachhaltige Mode für Hochglanztitel von VOGUE.de bis VUE geschrieben, ist als Fashion Revolution Ambassador und als Speakerin und Moderatorin für nachhaltige Mode und alternativen Konsum unterwegs (u. a. Mozarteum Salzburg, Rachel Carsson Center | LMU München, Business School of Management | TU München, Smart City München | ExpoReal Messe München, Burda Journalistenschule, FashionSustain / Messe Frankfurt etc.).

Die Expertin für nachhaltige Mode hat mit GREENSTYLE munich ein Kommunikationsplattform geschaffen, zu der ein neuartiges Messe- und Konferenzformat (München, Bozen, Frankfurt, Salzburg, Stuttgart) für Endverbraucher ins Leben gerufen, um nachhaltigen Brands mehr Sichtbarkeit zu geben, mehr Spotlight auf fantastische faire Fashion zu lenken und ganz viele Menschen mit ihrer Begeisterung für nachhaltige Mode anzustecken. Mit GREENSTYLE the store @ Rathaus München hat Mirjam nachhaltige Mode mitten ins Geschehen gebracht. Die GREENSTYLE agency unterstützt Game Changer auf ihrem Weg. Im Juni 2022 ist die erste Ausgabe des Fashion Change Magazine PUREVIU erschienen.

https://greenstyle-muc.com/brands/